Rückblick: Unser Netzwerktreffen bei der Gebrüder Friedrich Schiffswerft
Einblick in die Schiffswerft
Unser zweites Netzwerktreffen SCHULEWIRTSCHAFT führte uns am 6. November 2024 zu unserem Mitgliedsunternehmen Gebrüder Friedrich Schiffswerft, bei dem rund 30 Vertreter*innen aus Unternehmen und Schulen der Region aufeinandertrafen. Mit über 100 Jahren Erfahrung im Schiffbau und in der Reparatur ist die familiengeführte Werft ein bedeutendes Unternehmen der maritimen Industrie – nicht nur in Kiel. Wie Tradition und Moderne eindrucksvoll vereint werden und welche vielfältigen Ausbildungsberufe sowie spannenden Karrierechancen auf junge Talente warten, erfuhren wir aus erster Hand bei unserem Besuch in der Schiffswerft.
Tradition trifft Moderne
„Unser Familienunternehmen funktioniert, weil wir trotz vier Generationen im Betrieb alle an einem Strang ziehen. Wer hier anfängt, bleibt deshalb bis zur Rente.“
So begrüßte uns die Geschäftsführerin und Inhaberin der Gebrüder Friedrich Schiffswerft, Katrin Birr, die das Familienunternehmen im Alter von nur 25 Jahren von ihrem Vater übernommen hat, im betriebsgefertigten Schwimmhaus. Mit einem Einblick in die Geschichte des Unternehmens wurde sofort klar: bei Gebrüder Friedrich wird Familie großgeschrieben. Die Geschichte der Schiffswerft führt zurück ins Jahr 1921 und wurde von den Friedrich-Brüdern gegründet. Nach über 100 Jahren steht die Werft noch an Ort und Stelle, wurde mit der Zeit allerdings vergrößert und modernisiert. Als Geschäftsgrundlage diente der schiffbautechnische Betrieb, der an zwei Längs-Slipanlagen und einer geschlossenen Schiffsreparaturhalle stattfindet.
Eine Brücke in die Zukunft stellt die im Jahr 2021 entstandene Multifunktionspier dar mit ihren 100 Meter Länge und 15 Meter Breite.
„Wir wollten Vorreiter sein und nicht die Letzten, die auf das Schiff aufspringen. Mit dieser Pier ist die Werft für den technologischen Wandel in der Schifffahrt gut aufgestellt.“, betont Geschäftsführerin Birr.
Die Pier ermöglicht das Handling und die Wartung von Batterien für E-Antriebe und wird den sicherheitstechnischen und logistischen Anforderungen an die Handhabung künftiger Kraftstoffe gerecht. Die Schiffswerft Gebr. Friedrich hat in den letzten Jahren mit ihrer Tochtergesellschaft Gebr. Friedrich Industrie- und Elektrotechnik GmbH sowie mit einer Übernahme eines metalltechnischen Betriebes neben dem traditionellen Schiffbau nunmehr auch die maritime Elektronik sowie Metallbau als wachsenden Schwerpunkt. Mit Reparaturen auf Schiffen überall auf der Welt zeichnet sie sich als „Fliegende Werft“ aus.
Werftbesichtigung und maritime Innovation zum Greifen nah
Nach dem herzlichen Empfang und Einstieg in die Unternehmensgeschichte der Schiffswerft durften wir in zwei Gruppen einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Betriebs werfen und den Familienspirit hautnah erleben. Dafür sorgten Michael Schult (Betriebs-, Projekt-, und Ausbildungsleiter) und Carsten Jost (Technischer Vertrieb & Projektleiter), die bereits jahrelang Teil des Werftteams sind und uns den Betrieb aus verschiedenen Blickwinkeln nähergebracht haben.
Die knapp 10.000 m² große Fläche der Werft bietet ausreichend Platz für den Neubau und die Instandsetzung von Schiffen, Schleppern, Schwimmhäusern und anderen Projekten. An zwei Längs-Slipanlagen können Schiffe mit einer Länge von 10 bis 65 Metern, einer Breite bis 10,5 Metern und einem Gewicht bis zu 600 t trocken gestellt werden. Für anspruchsvolle Reparatur- und Farbarbeiten steht eine geschlossene Schiffsreparaturhalle mit 50 Meter Länge, 15,5 Meter Breite und einer Höhe von 24,5 Metern zur Verfügung. Ein einmaliger Anblick, den wir während der Besichtigung hautnah erleben durften – denn zu unserem Glück nahm zum Zeitpunkt ein massives Schiff die Reparaturhalle ein. Auch die 1.500 m² große Produktionshalle bietet genügend Raum für Fertigungsarbeiten, Reparaturen und Neubauten.
Im Anschluss ging es auf die 100m lange Multifunktionspier, die errichtet wurde, um für die zukünftigen Anforderungen der Schifffahrt an Wartung, Reparatur und Klimaschutz gerüstet zu sein. Die Brücke mit Versorgungseinrichtungen für fossile und regenerative Energieträger ist somit der Beginn der digitalen Zukunft der Werft und sorgt zeitgleich für ihr weiteres Bestehen: „Es wird sicher Werften geben, die den Wandel nicht überstehen können“, erklärt Betriebsleiter Schult. Auch die betriebseigene IT-Umgebung zeigt die Innovation der Werft und sorgt dafür, dass große Datenmengen unterschiedlichster Quellen und Zwecke integriert und verarbeitet werden können, so zum Beispiel Sensordaten von Bord, 3D-Aufnahmen von Teilen bzw. Räumen, Schnittstellen zu Life-Cycle Management Systemen. Mithilfe von CAD-Modelldaten kann die Werft auch heute Ersatzteile aus Metall oder Kunststoff, die schwer oder gar nicht mehr zu beschaffen sind, mit ihren 3D-Druckern selbst herstellen.
Vielfältige Ausbildungsberufe und Weiterbildung
Zum Abschluss des Rundgangs ging es wieder an den Ausgangspunkt und definitiv eins der Highlights der Veranstaltung: dem selbstgebauten Schwimmhaus des Unternehmens. Der fantastische Blick auf die Kieler Förde, die leckeren Snacks und die tollen Gespräche bekräftigten die familiäre Atmosphäre bei Gebrüder Friedrich.
„Flache Hierarchien und das Vertrauen in die Kompetenzen der Mitarbeitenden schaffen unser Unternehmen. Die Beziehung zu unseren Azubis ist die Grundlage für einen funktionierenden Betrieb und auch der Grund, dass wir in den letzten 40 Jahren kaum Ausbildungsabbrecher hatten. Wir versuchen jeden einzelnen Mitarbeitenden bestmöglich zu fördern und legen großen Wert darauf, dass sich jeder bei uns wohlfühlt und sich weiterentwickeln kann. Dafür laden wir zum Beispiel jedes Jahr vor Ausbildungsbeginn alle Azubis gemeinsam mit ihren Familien zu unserer Welcome-Veranstaltung ein. Damit fühlen sich nicht nur die Neuankömmlinge an ihrem ersten Arbeitstag wohl und abgeholt, sondern auch die Verwandten und Familien können sich so ein Bild von unserem Betrieb machen“, betont Geschäftsführerin Birr.
In den folgenden Berufen wird hier ausgebildet:
- Metallbauer/ Konstruktionstechnik (m/w/d)
- Feinwerkmechaniker Fachrichtung Maschinenbau (m/w/d)
- Industriekaufmann/-frau
Weitere Impressionen unseres Netzwerktreffens
Zum Abschluss des Abends rundeten Lina Sinner und Dr. Richard Nägler mit der Vorstellung des Bildungsprojekts der Hermann Ehlers Stiftung iDEEE.Schule die Veranstaltung ab. Probleme in Politik und Demokratie erkennen, innovative Lösungen entwickeln und Unternehmergeist mit demokratischem Handeln verbinden – darum geht es bei dem Bildungsprojekt, das auch der UV Kiel als Kooperationspartner künftig unterstützen wird.
Das Netzwerktreffen beim Familienunternehmen Gebrüder Friedrich hinterließ positive Eindrücke bei den Teilnehmenden und zeigte deutlich, wie Tradition und Innovation zeitgleich funktionieren können.
Vielen Dank an das Team der Schiffswerft für die exklusiven Einblicke und den spannenden Austausch. Weitere Impressionen finden Sie auch in unserem LinkedIn-Beitrag.