Pressemitteilung: Vielfalt und Forderung nach Veränderung // Politik-Appelle beim EM-Sommerfest der Kieler Wirtschaft

Klare Botschaften

Der Unternehmensverband Kiel e.V. (UV Kiel) lud am 19. Juni zum alljährlichen ‚Sommerfest der Kieler Wirtschaft‘ in die Kieler lille Brauerei ein. Mehr als 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft folgten der Einladung des Verbands, um einen Abend voller inspirierender Gespräche und sportlicher Spannung zu erleben. Das Event stand ganz im Zeichen der Fußball-Europameisterschaft, bei der das EM-Gruppenspiel Deutschland gegen Ungarn live übertragen wurde.

UV Kiel Vorstandsvorsitzender Hendrik Murmann formulierte klare Botschaften an die Gäste und forderte von der Politik mehr Mut für Veränderung. Die Halbzeitpause wurde von Ministerpräsident Daniel Günther und Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer für eine Ansprache an die Kieler Wirtschaft genutzt.

Gemeinschaft und Vielfalt im Fokus

In seiner Begrüßungsrede zog UV Kiel Vorsitzender Hendrik Murmann Parallelen zwischen der Welt des Fußballs und der Wirtschaft und betonte die Bedeutung von Teamarbeit und Vielfalt.

„Eine Fußballmannschaft besteht aus unterschiedlichen Spielern mit verschiedenen Stärken und Fähigkeiten,“ sagte Murmann. „Es geht darum, wie diese Vielfalt genutzt wird. In der Wirtschaft – und für uns alle im täglichen Zusammenleben. Dafür benötigen wir eine Willkommenskultur, die genau diese Vielfalt begrüßt! Und dafür sind wir alle, die in unserer Verantwortungs­gemeinschaft zusammenwirken, gefordert – das gilt auch für uns Unternehmer


Förderung von Integration und Fachkräften

Murmann betonte auch die Rolle der Einwanderung und die Notwendigkeit, Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Aus der vom Institut für Weltwirtschaft vorgestellten Studie zum Fachkräftemangel[1] geht hervor, dass bis 2030 über 300.000 Arbeits- und Fachkräfte in Schleswig-Holstein fehlen werden:

„Wir müssen jetzt handeln und den Mut haben, Veränderungen anzustoßen, sonst stehen wir im Abseits!“

Er rief die Politik auf, die Rahmenbedingungen für Zuwanderung zu verbessern und gleichzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die die Arbeitszeitflexibilität und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Der Job-Turbo der Agentur für Arbeit, bei dem auf eine schnellere Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt gesetzt wird, könne dabei nur ein Anfang sein, so Murmann


Bildung und Bürokratieabbau als Schlüssel

In seiner Rede unterstrich Murmann auch die Bedeutung einer gut funktionierenden Infrastruktur in Bildung und Weiterbildung.

„Wie im Fußball, wo das Spielfeld, die Ausrüstung und die Infrastruktur entscheidend sind, benötigen wir in der Bildung und Weiterbildung die richtigen Rahmenbedingungen. Eine internationale Schule in Kiel wäre ein wichtiger Baustein – auch im Kampf um die besten Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland.“

Murmann betonte zudem, dass die duale Ausbildung und die betriebliche Weiterbildung nicht als Kosten, sondern als Investitionen zu verstehen seien:

„Bildung ist eine Investition in die Zukunft unserer Unternehmen und in die Zukunft unserer Wirtschaft. Sie ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen und wettbewerbsfähigen Deutschland. Und genau diese Einstellung fordere ich auch von der Politik."

Murmanns Appelle an die Politik im Detail

In seiner Rede formulierte Murmann zudem diese Forderungen an die Politik:

  1. Gut ausgestattete Schulen: „Eine Fußballmannschaft kann nicht ohne ordentliche Trainingsplätze und Ausrüstung erfolgreich sein. Genauso brauchen unsere Schulen moderne Gebäude, ausreichende finanzielle Mittel und die notwendige Ausstattung, um unseren Schülern die bestmögliche Bildung zu bieten. Die Landeshauptstadt Kiel braucht auch eine internationale Schule, denn sie wirkt als positiver Standortfaktor im Kampf um ausländische Fach- und Führungskräfte.“
  2. Digitalisierung vorantreiben: „So wie moderne Fußballteams von Datenanalyse und digitalen Trainingsmethoden profitieren, müssen auch unsere Bildungseinrichtungen und Unternehmen die Chancen der Digitalisierung nutzen können. Dies erfordert einen flächendeckenden Breitbandausbau, moderne IT-Ausstattung und digitale Lernplattformen, die unseren Schülern und Mitarbeitern den Zugang zu digitalen Kompetenzen ermöglichen.“
  3. Gut ausgebildete Lehrkräfte: „Ein Fußballteam ohne qualifizierte Trainer wird nicht weit kommen. Genauso benötigen wir hervorragend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, die nicht nur Fachwissen, sondern auch pädagogische Fähigkeiten mitbringen und kontinuierlich weitergebildet werden. Die Lehrerausbildung muss praxisnah und zukunftsorientiert gestaltet sein, damit sie den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht wird.“
  4. Förderung der beruflichen Bildung: „Die duale Ausbildung ist eine unserer größten Stärken, und wir müssen sicherstellen, dass sie auch in Zukunft attraktiv und zugänglich bleibt. Dies bedeutet, dass wir mehr Ressourcen in die Berufsbildung investieren und engere Kooperationen zwischen Schulen, Unternehmen und der Politik fördern.“
  5. Weiterbildungsmöglichkeiten ausbauen: So wie ein Fußballspieler ständig trainieren muss, um seine Fähigkeiten zu verbessern, müssen auch unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, sich kontinuierlich weiterzubilden. Dies erfordert flexible Bildungsangebote, die sich an den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und der Unternehmen orientieren.“

 

Murmann schloss seine Rede mit drei eindringlichen Appellen an die Politik:

  1. Bürokratie abbauen und Genehmigungsverfahren beschleunigen: „Unternehmen, die lange auf Genehmigungen warten müssen und mit übermäßiger Bürokratie kämpfen, können nicht effizient arbeiten und ihre Innovationskraft entfalten. Bürokratische Hürden hemmen den Wohlstand für alle, weil sie den wirtschaftlichen Fortschritt verlangsamen und Ressourcen binden, die besser in Entwicklung und Wachstum investiert werden könnten. Deshalb fordere ich die Politik auf, die Bürokratie abzubauen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.“
  2. Das Bild des Unternehmertums muss wieder positiver besetzt werden: Wir müssen Lust machen, wieder etwas zu leisten. Verantwortung zu übernehmen. Nur so können neue Chancen für Wachstum und Beschäftigung entstehen. Wir müssen den Mut finden, etwas zu unternehmen! Nur wenn wir genügend – im wahrsten Sinne – Unternehmerinnen und Unternehmer finden, die die Dinge weiterentwickeln, kann sich etwas verändern“
  3. Verantwortungsbewusster Umgang mit öffentlichen Mitteln: „Ich rufe die öffentliche Hand auf: Gehen sie mit den Mitteln verantwortungsbewusst um und schauen sie genau hin. Nicht alles, was politisch wünschenswert ist, ist auch erforderlich. Mein Appell: Investieren, wo es geboten ist und sparen, wo es möglich ist.
    Und: Hände weg vom Mindestlohn. Aus gutem Grund liegt die Bemessung des Mindestlohns in einer Kommission, in der die beiden Sozialpartner ausgewogen vertreten sind. Sie sind die Experten, was Entlohnung angeht. Nicht die Politik. Eine politische Vorgabe der Untergrenze des Mindestlohns ist ein Eingriff in die Tarifautonomie, die unser Grundgesetz garantiert.

     

Halbzeit-Reden

Ministerpräsident Daniel Günther nahm in seiner Rede den Ball des UV Kiel Vorsitzenden auf:

„Für den konstruktiven Austausch heute Abend bin ich dem UV Kiel sehr dankbar. Wir sind uns mit der Wirtschaft einig, wo die wichtigen Stellschrauben sind und welche Weichenstellungen es jetzt für die kommenden Jahre und darüber hinaus braucht, um leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Mit mehr Zuversicht und Miteinander könne man diesen Kraftakt gemeinsam schaffen, so Günther.

„Mit Teamgeist, dem Glauben an die eigene Stärke und mit Motivation und Engagement ist man im Fußball erfolgreich. Das gilt auch in der Politik und unserer Gesellschaft. Deswegen wünsche ich mir, dass wir uns diese Einstellung und Eigenschaften noch mehr zu eigen machen. Dazu haben wir allen Grund in Schleswig-Holstein: Wir sind Vorreiter mit unserem Ziel, erstes klimaneutrales Industrieland zu werden. Unser Engagement für die Energiewende zeigt sich im Spitzenplatz bei der Windkraft, beim Aufbau von Wasserstofftechnologien und in vielen innovativen nachhaltigen Projekten. Damit gelingt es uns, Klimaschutz, Wertschöpfung und den Erhalt unseres Wohlstandes zusammenzubringen. Bei uns im Norden ziehen alle gemeinsam an einem Strang. Das macht uns stark und deswegen haben wir trotz herausfordernder Zeiten allen Grund, zuversichtlich und mutig in die Zukunft zu schauen“, so der Regierungschef.

 

Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer sagte in seinem Grußwort:

Kiel hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt und wird als dynamischer und interessanter Wirtschaftsstandort und als lebenswerte Stadt wahrgenommen. Wir wissen aber, dass wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen dürfen. Als Wirtschaftsdezernent ist mir der enge Kontakt zu den Unternehmen wichtig, um deren Bedürfnisse zu kennen. Wir schaffen Flächen für wachsende und neue Unternehmen, wir machen unsere Hausaufgaben beim Bürokratieabbau, und wir investieren in die berufliche Bildung, – um nur drei Beispiele zu nennen


Soziales Engagement und Networking

Ein Highlight des Abends war das Torwandschießen zugunsten der Förde Lütten - Verein zur Förderung hilfsbedürftiger Kinder e.V., der unter dem Motto „Am Ball für Kinder in Not“ hilfsbedürftige Kinder unterstützt. Die Gäste konnten gegen eine kleine Spende ihr fußballerisches Können unter Beweis stellen und dabei Gutes tun.


Kontakt für die Medien

Lisa M. Preuß

Leiterin Verbandskommunikation & Veranstaltungen
fon +49 431 36 30 1992

Impressionen


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